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    1 year ago

    Hier ein interessanter Link zum Thema

    Der Großmufti von Jerusalem hat sich damals mit den Nazis zusammengetan und sie haben zusammen massiv Antisemitische Propaganda in der Region verbreitet. Der Judenhass in muslimischen Ländern ist eng mit dem nationalsozialistischem Antisemitismus verwoben.

    • Guildo@feddit.deOP
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      1 year ago

      Ich glaube da bringst du einige Sachen durcheinander. Der Großmufti war schon vorher Antisemit. Der hat sich den Antisemitismus nicht von den Nazis abgeschaut. Dass die beiden Gruppen sich natürlich blendend verstanden haben dürfte selbsterklärend sein. Den Antisemitismus gabs damals auch schon in der muslimischen Welt. Wie gesagt: Antisemitismus gibt es weltweit und das eigentlich schon seit der Antike. Ich weiß nicht inwiefern dir deine fehlerhafte und lückenhafte Beweisführung bewusst ist, aber lass es einfach. Es bringt nichts Antisemitismus alleinig auf die Nazis zurückzuführen.

      Eine kleine Recherche hat auch ergeben, dass dieser Herr Küntzel stark in der Kritik wegen seiner Thesen steht: https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Küntzel#Ablehnende_Kritiken

      So heißt es:

      In der Zeitung analyse & kritik bemängelt Bernhard Schmid an Küntzels Islamismusanalyse, sie bestehe „vor allem darin, Züge des deutschen Nationalsozialismus in den Islamismus hineinzulesen. Der Mühe, den Islamismus mitsamt seinem gesellschaftlichen Kontext zu analysieren, unterzieht er sich erst gar nicht“.[24] René Wildangel zählte Küntzel zu den Autoren, die „den Arabern kollektive Sympathien für die Nazis“ unterstellten und mangels Kenntnissen der arabischen Sprache ohne regionale Quellen nur einseitige Position beziehen würden.[25] Katajun Amirpur urteilte im Deutschlandradio, Küntzel liege in einigen Fällen nachweislich so falsch, dass es dem Leser schwer falle, ihm da Glauben zu schenken, wo er recht haben könnte.

      • nichtsowichtig@feddit.de
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        1 year ago

        Der hat sich den Antisemitismus nicht von den Nazis abgeschaut.

        Nein, aber er hat sich den Vernichtungswahn der Nazis abgeschaut. Antisemitismus ist älter als die Nazis, nur haben ihn die Nazis viel, viel schlimmer gemacht.

        Die Situation im Nahen Osten und der daraus entstehende Judenhass ist nicht trennbar mit den Verbrechen der Nazis. Und jetzt sprechen konservative Politiker*innen von “importiertem Antisemitismus”, um einerseits vom inländischem Antisemitismus abzulenken und um Islamfeindliche Narrative zu befeuern. Und der Begriff “importiert” trägt eben auch dazu bei, dass die Verantwortung Nazideutschlands in der Arabischen Welt ausgelassen wird. Es ist halt nicht separat, die Geschichte ist verwoben.

        Eine kleine Recherche hat auch ergeben, dass dieser Herr Küntzel stark in der Kritik wegen seiner Thesen steht: https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Küntzel#Ablehnende_Kritiken

        Es ging mir beim Link um den Kontext des Propagandaradios Zeesen und allgemein um die Einflussnahme der Nazis in der Region. Dass Matthias Künzel da einige Sachen falsch geschrieben hat kann sein, aber das hat nicht viel mit meinem Argument zu tun.

        Ich formiere mal um: islamistischen Antisemitismus und nationalsozialistischen Antisemitismus kann man nicht sauber voneinander trennen. Und wenn man das trotzdem tut, führt es dazu, dass man vergisst, welche Verantwortung Deutschland hat für das Leid in Israel und Palästina.

        Ich gebe die insofern Recht, dass Nazis nicht jede Form von Judenhass zu veantworten haben, aber die Dinge stehen im Kontext zueinander und ich finde es wichtig das zu erkennen. Darum stört mich das Wort “importiert” - weil es diesen Kontext auslässt.

        edit: um mich noch klarer auszudrücken - mich stört ja auch die Heuchelei, die du in deinem Meme ausdrückst. Antisemitismus - ein so wichtiges Thema - wird als Waffe misbraucht um ausländerfeindliche Narrative zu befeuern. Und ich finde das nicht nur den Zuwander*innen respektlos gegenüber, sondern eben auch jüdischen Menschen gegenüber.

        • Guildo@feddit.deOP
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          1 year ago

          Die Situation im Nahen Osten und der daraus entstehende Judenhass ist nicht trennbar mit den Verbrechen der Nazis.

          Steile These, die ich nicht nachvollziehen kann. Es gibt keinen validen Nachweis dafür, dass der Vernichtungswahn von den Nazis übernommen wurde. Es gibt halt nur die Dokumentation von Gesprächen. Da ich Zeitungsartikel aus den 30ern über die Situation in der damaligen Region Palästina gelesen habe, bin ich da entsprechend gespalten.

          Und jetzt sprechen konservative Politiker*innen von “importiertem Antisemitismus”, um einerseits vom inländischem Antisemitismus abzulenken und um Islamfeindliche Narrative zu befeuern.

          Richtig, da bin ich ja voll bei dir. Antisemitismus ist nicht importiert, der war immer da.

          Dass Matthias Künzel da einige Sachen falsch geschrieben hat kann sein, aber das hat nicht viel mit meinem Argument zu tun.

          Dein Artikel, den du gepostet hat, baute stark auf die Thesen Küntzels auf und das ist halt einfach Quatsch, was der so schreibt. Anders kann ich das nicht ausdrücken.

          Ich formiere mal um: islamistischen Antisemitismus und nationalsozialistischen Antisemitismus kann man nicht sauber voneinander trennen. Und wenn man das trotzdem tut, führt es dazu, dass man vergisst, welche Verantwortung Deutschland hat für das Leid in Israel und Palästina.

          Komisch, warum kann ich das ohne Probleme trennen? Die Grundmotivation ist halt eine andere. Ebenso was den Juden vorgeworfen wird. Das ist eigentlich sehr einfach. Warum ich deswegen die Verantwortung Deutschlands für die Aufarbeitung des Holocaust vergessen haben sollte, weiß ich nicht. Und eine Verantwortung für Israel oder gerade für Palästina zu haben ist schwierig. Wir haben die Region nicht kolonisiert. Wir haben höchstens eine Verantwortung für das jüdische Leben. Daraus kann man eine Verantwortung für Israel ableiten, aber keiensweigs für die Region Palästina. Warum sollten wir das haben? Ich sehe da keinen rationalen Grund - Stichwort: Kolonisierung.

          Ich gebe die insofern Recht, dass Nazis nicht jede Form von Judenhass zu veantworten haben, aber die Dinge stehen im Kontext zueinander und ich finde es wichtig das zu erkennen. Darum stört mich das Wort “importiert” - weil es diesen Kontext auslässt.

          Ich glaube du interpretierst da zuviel. Ich sehe das einfach so: Antisemitismus gabs auch schon vorher in Deutschland. Von Import kann daher nicht wirklich die Rede sein. Die Betonung des Imports lenkt m.E. einfach nur vom eigenen Antisemitismus ab. Das hast du aber auch so geschrieben.

          ein so wichtiges Thema - wird als Waffe misbraucht um ausländerfeindliche Narrative zu befeuern. Und ich finde das nicht nur den Zuwander*innen respektlos gegenüber, sondern eben auch jüdischen Menschen gegenüber.

          tru

          • nichtsowichtig@feddit.de
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            1 year ago

            Es gibt keinen validen Nachweis dafür, dass der Vernichtungswahn von den Nazis übernommen wurde.

            Was wäre denn für dich ein valider Nachweis? Dein Argument ist, dass es ihn schon vorher in dieser Form schon gab, und dass sich Nazis und Islamisten einfach nur gut verstanden haben? Würde mich tatsächlich interessieren, das besser zu analysieren.

            Da ich Zeitungsartikel aus den 30ern über die Situation in der damaligen Region Palästina gelesen habe

            hättest du die als Link griffbereit? würde mich auch interessieren

            Warum ich deswegen die Verantwortung Deutschlands für die Aufarbeitung des Holocaust vergessen haben sollte, weiß ich nicht.

            Holocaustaufarbeitung ist ja nicht “Deckel drauf, war ja furchtbar ist aber 80 Jahre her”, sondern es geht ja auch sehr darum zu verstehen, welche Auswirkungen es in der ganzen Welt heute noch für Jüdinnen und Juden hat. Und damit tun wir uns doch nocht schwer. und das Wort “importiert” macht ja das - es rückt den eigenen geschichtlichen Kontext in den Hintergrund und verkennt das als “Antisemitismus der Anderen”

            Und eine Verantwortung für Israel oder gerade für Palästina zu haben ist schwierig

            Verantwortung im Sinne von “mitverursacht”. Der Konflikt wäre ein sehr anderer, hätte es Nazideutschland und nazionalsozialistischen Antisemitismus nicht gegeben. Er hat Europa unbewohnbar für Jüdinnen und Juden gemacht. Er hat auch (auch Sicht vieler Menschen) den Staat Israel notwenig gemacht. Und dass Israel seit seiner Gründung so angefeindet wurde, hat auch damit zu tun, dass die Nazis sehr viel Propaganda in die Region getragen haben. Nur wie anfangs diesen Kommentars würde mich interessieren, wie genau die Propaganda damals die Region beeinflusst hat. Aufgearbeitet würde es ja dort noch weniger als hier.

            • Guildo@feddit.deOP
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              1 year ago

              Was wäre denn für dich ein valider Nachweis?

              Gute Frage, sag ich dir, wenn ich einen finde, der nicht widerlegbar ist.

              hättest du die als Link griffbereit? würde mich auch interessieren

              Natürlich habe ich keinen parat. Dafür müsstest du ein Archiv besuchen. Versuch es mal hier: https://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/
              Spontan würde ich auf 1936 tippen. Da war viel los. Du wirst zwar auf nationalsozialitische Berichterstattung treffen, aber der Zeitpunkt ist noch so sehr früh und sogar noch vor der Reichsprogromnacht. Großmufti und Hitler haben sich auch erst 1941 getroffen. Eine Zusammenarbeit ist ab 1937 belegt.

              Holocaustaufarbeitung ist ja nicht “Deckel drauf, war ja furchtbar ist aber 80 Jahre her”, sondern es geht ja auch sehr darum zu verstehen, welche Auswirkungen es in der ganzen Welt heute noch für Jüdinnen und Juden hat. Und damit tun wir uns doch nocht schwer.

              Ich verstehe jetzt deinen Punkt nicht. Sollen wir uns auf Israel konzentrieren oder weltweit? Denn weltweit machen wir tatsächlich kaum was.

              Verantwortung im Sinne von “mitverursacht”. Der Konflikt wäre ein sehr anderer, hätte es Nazideutschland und nazionalsozialistischen Antisemitismus nicht gegeben. Er hat Europa unbewohnbar für Jüdinnen und Juden gemacht.

              Nope, nicht alleine durch Nazideutschland. Was ist mit sowas?

              https://de.wikipedia.org/wiki/Pogrom_von_Kielce_(1918)
              https://en.wikipedia.org/wiki/Kiev_pogroms_(1919)

              Klar waren hinterher die Nazis eine andere Hausnummer. Aber zu sagen, dass alleinig diese Europa für Juden unbewohnbar gemacht hätten ist eine Verharmlosung.

              Er hat auch (auch Sicht vieler Menschen) den Staat Israel notwenig gemacht.

              Wann ist Theodor Herzl gestorben? 1904, oder? Viel ist halt wieder relativ - aber die Initiative zur Gründung Israels war schon vorher ins Leben gerufen worden. Und es ist auch nicht so als wäre nur Israel die Alternative gewesen. Es gab z.B. auch noch sowjetische Oblasten.

              Und dass Israel seit seiner Gründung so angefeindet wurde, hat auch damit zu tun, dass die Nazis sehr viel Propaganda in die Region getragen haben.

              Ich habe gerade schon darauf hingewiesen, dass der Hass gegen Juden schon vor den Nazis in der Region war.

              • nichtsowichtig@feddit.de
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                1 year ago

                Aber zu sagen, dass alleinig diese Europa für Juden unbewohnbar gemacht hätten ist eine Verharmlosung.

                ich habe nicht “alleinig” gesagt. Aber ja, für die Shoa sind allein die Nazis verantwortlich. Klar gab es Progrome vorher auch anderswo, aber die Shoa ist in einer völlig anderen Dimension. Ich find da meine Aussage völlig unkontrovers. Ich verstehe nicht ganz, warum man das jetzt relativieren muss, indem man darauf besteht, dass es eben nicht “nur” die Nazis waren, zumal ich das gar nicht so gesagt hab.

                Wann ist Theodor Herzl gestorben? 1904, oder?

                Wann wurde Israel gegründet? 1948. Es war auch Folge des 2. Krieges.

                Ich habe gerade schon darauf hingewiesen, dass der Hass gegen Juden schon vor den Nazis in der Region war.

                Und wäre dieser Judenhass der gleiche, hätte es die Nazis nie gegeben? DIe Sachen stehen im Kontext zueinander, sodass man die Sachen heute nicht mehr komplett separat voneinander betrachten. Ich habe oft das Gefühl, dass wir deutschen oft (unbewusst) das echte Ausmaß der Shoa eingrenzen möchten, damit wir im Gefühl leben können, dass es eine “Wiedergutmachung” geben kann. Aber wenn man betrachtet, wie viel Leid und Scheiße sie bis heute verursacht, dann ist klar, dass es keine “Wiedergutmachung” geben kann. Es ist eben kein Glas, worauf man einen Deckel tun kann.

                • Geizeskrank@feddit.de
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                  1 year ago

                  Hab den Faden durchgelesen und wollte nach den Downvotes dir meine Zustimmung aussprechen, Antisemitismus und Antijudaismus sind nicht dasselbe.

                  • Guildo@feddit.deOP
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                    1 year ago

                    Die Antisemitismusforschung hat keine allgemeingültige Definition des Phänomens aufgestellt, unterscheidet aber zumindest vier Hauptformen:

                    • den christlichen Antijudaismus seit der Spätantike, der Juden vorwiegend aus religiösen Motiven abwertet und darum auch sozial und politisch ausgrenzt;
                    • den neuzeitlichen Antisemitismus seit der Aufklärung, der den Ausschluss von Juden biologistisch und pseudowissenschaftlich begründet und sich mit Nationalismus, Sozialdarwinismus und Rassismus verband. Der „Rassenantisemitismus“ wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zur staatlichen Ideologie, die den Holocaust vorbereitete und rechtfertigte.
                    • den Post-Holocaust-Antisemitismus (PHA) seit 1945, der Juden gerade wegen des Holocaust ablehnt, diesen aus Motiven der Schuldabwehr, verweigerter Erinnerung, Entlastung und Täter-Opfer-Umkehr leugnet oder relativiert. Eine Sonderform davon ist der „Antisemitismus ohne Juden“.
                    • den auf Israel bezogenen oder antizionistischen Antisemitismus seit 1948: Dabei werden antisemitische Stereotype auf diesen Staat übertragen, der als „kollektiver Jude“ konstruiert wird.

                    Demnach ist Anti-Judaismus eine Variante von Antisemitismus. Es gibt also durchaus qualitative Unterschiede zwischen dem neuzeitlichen Antisemitismus und dem Antijudaismus. Richtig. Präziser sollte man daher vll. von Judenfeindlichkeit reden, um es abzugrenzen. Ein Vorschlag.

                    Zu dem Kommentar davor. Das ist mir einfach zu simpel. So kann man z.B. nicht sagen, dass Israel alleinig aus der Konsequenz des 2. Weltkriegs entstanden wäre. Erste Siedlungen gab es z.B. schon wesentlich länger. Auch zu sagen, dass Europa für Juden vor dem 2. Weltkrieg noch irgendwie lebenswert gewesen wäre, finde ich schwierig. Es gab zahlreiche Progrome. Und zudem kann man doch einwenden, dass es nach 1945 hätte einfacher werden müssen.

                  • nichtsowichtig@feddit.de
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                    1 year ago

                    danke! ich bin ehrlich gesagt auch überrascht, warum das so kontrovers ist, was ich schrieb. Aber naja.