• muelltonne@discuss.tchncs.de
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    6 months ago

    Ich bin da etwas zwiegespalten: Einerseits sind viele Apps einfach scheiße, andererseits gibt es dieses geforderte Grundrecht auf Analoges einfach nicht. Es gibt durchaus eine Pflicht der Bürger, sich irgendwie auf dem aktuellen Stand zu halten und es macht auch Sinn, dass der Staat, aber auch Firmen bestimmte, aufwändige alte Zöpfe kappen können.

    • Tryptaminev@lemm.ee
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      6 months ago

      Das ist auf vielen Ebenen verkürzt gedacht. Irgendwie auf dem aktuellen Stand bedeutet aktuell faktisch ein Android oder Apple Schlaufon mit entsprechender Verbindung zur Datenkrake.

      Das bedeutet faktisch, dass sich Oma Erna öffnet für alle möglichen Betrugsmaschen, die sie einfach nicht verstehen kann, weil sie dafür 40 Jahre zu früh geboren wurde.

      Das bedeutet faktisch, dass schlechte Prozesse digital übertünscht werden können, anstatt effiziente digitale Prozesse mit analogen Schnittstellen zu schaffen.

      Das bedeutet faktisch, dass Menschen sich mit digitaler Authorisierung und Signierung auseinandersetzen müssen, die nicht unbedingt verstehen, dass ein JPG der Unterschrift einfach abgegriffen und beliebig kopiert werden kann.

      Zusammengefasst ist das in etwa so, wie wenn man Menschen dazu zwingt künftig mit dem eigenen KFZ unterwegs zu sein, egal wie sicher oder unsicher sie im Umgang damit sind.

      • muelltonne@discuss.tchncs.de
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        6 months ago

        Naja:

        • Wir reden hier über staatliche Bürokratie, daher macht es wirklich Sinn, dass diese auf Windows, MacOS & Linux läuft
        • Die Betrugsmaschen kriegt Oma Erna auch per Telefon ab.
        • Ja, schlechte Prozesse sind schlecht und sollten im Rahmen der Digitalisierung verbessert werden. Daher ist die ja auch so schwierig, weil man bei eigentlich allen Digitalisierungsprozessen dann plötzlich auf “Sachbearbeiter entscheidet doch per Bauchgefühl” und “Ja, das muss durch ein Meeting” stößt
        • Nein, eigentlich nicht. Vernünftige Apps und Prozesse übernehmen den Prozess des digitalen Signierens dann für dich.
        • aaaaaaaaargh@discuss.tchncs.de
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          6 months ago

          Die Betrugsmaschen kriegt Oma Erna auch per Telefon ab.

          Es hält sich in Deutschland hart die falsche Meinung, dass analoge Prozesse sicherer sind als digitale. Zum Beispiel bei der Post, darüber habe ich bereits mehr als nur einmal diskutiert. Man denkt, weil man den Brief sieht und weil der Postbote langsamer ist als DSL, hat man mehr Überblick. Kriegst du nicht raus aus den Leuten, keine Chance.

          • muelltonne@discuss.tchncs.de
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            6 months ago

            Diese analogen Überweisungsträger sind z.B. absolut trivial zu fälschen. Alles, was du brauchst, ist ein Dokument mit einer Unterschrift und der Kontonummer. Die Infos findest du auf praktisch jedem Vertrag und in zig CRMs. Unterschriften halbwegs glaubwürdig nachschreiben oder gar PenPlottern ist kein Problem und dann geht das durch. Bis Oma Erna dann den monatlichen Kontoauszug per Post bekommt, ist die Kohle halt auch schon lange im Ausland.

            • aaaaaaaaargh@discuss.tchncs.de
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              6 months ago

              Bei dem Post-Thema wurde ich schon mehrfach angefeindet, wenn ich Briefzustellung als unsicher kritisierte. Da muss entweder sehr starke Realitätsverweigerung und/oder eine sehr starke Post-Fanbase vorhanden sein, anders kann ich mir das nicht erklären.

              Auch gut: Ich wurde an der Tankstelle mal belehrt, dass ja die Unterschrift die sicherste Weise sei, eine Zahlung zu quittieren. Ich habe vorsichtig nachgefragt, wieso das so sein sollte, aber ein plausibles Argument habe ich wie bei den Post-Fans nicht wirklich bekommen.

      • aaaaaaaaargh@discuss.tchncs.de
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        6 months ago

        Zusammengefasst ist das in etwa so, wie wenn man Menschen dazu zwingt künftig mit dem eigenen KFZ unterwegs zu sein, egal wie sicher oder unsicher sie im Umgang damit sind.

        Ich finde es ein wenig amüsant, dass ausgerechnet dieses Plädoyer mit einer Auto-Analogie schließt, denn gerade Autos wurden in den Städten so hart reingedrückt und haben Lebensraum und -qualität über Jahrzehnte vernichtet. Spielplätze sind überhaupt nur deshalb eingezäunt worden, weil der Verkehr dominanter wurde. Und heute? Da möchte man Parkplätze reduzieren und die Generation, die laut Kommentaren hier das Internet ablehnt, spricht dann ablehnend von Freiheitsberaubung. Etwas ironisch ist das schon, nicht wahr?

        • Tryptaminev@lemm.ee
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          6 months ago

          Nur verwechselst du hier gerade Ursprungszustand und ungewolltes Ergebnis. Du forderst ja gerade, dass jeder das Auto reingedrückt bekommt. Es mag 2024 verrückt klingen, aber ein sog. Schlauffon in der Tasche zu haben war vor 20 Jahren genauso wenig selbstverständlich wie es 1950 war, dass man ein privates KFZ hat.

          • aaaaaaaaargh@discuss.tchncs.de
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            6 months ago

            Vielleicht hast du das missverstanden: Gemeint ist, dass eine Technologie, die in den 60ern massiv ins Leben aller Menschen eingegriffen hat - und zwar in einer Zeit, in der Frauen nur in Begleitung ihres Mannes selbst fahren durften - heute als fundamental und lebensnotwendig begriffen wird.

            Es ist egal, ob man damals Auto gefahren ist oder nicht, man war betroffen von diesem Umbau, schau dir die Agenda der Stadtplaner zu dieser Zeit an. Da hat niemand gefragt, ob das eine gute Idee ist oder nicht.

            Gleichzeitig lehnen einige der exklusiven Nutznießer dieser Entwicklung aber ab, an weiterer Entwicklung zu partizipieren und verteidigen die ihre aufs Blut. Das ist die Ironie.

            Es gibt übrigens weit mehr Wege, ins Internet zu kommen als ein eigenes Telefon. Ist das bequem? Ansichtssache, aber das ist auch nicht die Frage hierbei.